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Modedesignerin Lana Mueller © Sebastian Pielles

Ein Couture-Kleid ist etwas ganz Besonderes, wenn man das trägt, fühlt man sich automatisch einzigartig.

von Laura Bähr

Lana, du bist nun mittlerweile seit einigen Jahren fester Bestandteil der Fashion-Week in Berlin. Was hat sich in den letzten Jahren in der Brache verändert?

Es ist insgesamt bunter geworden und ich habe das Gefühl das viele Designer mehr Mut zu farbenfroher Mode und außergewöhnlichen und extravagante Schnitten haben – wir sind alle mutiger geworden und das tut der Branche sehr gut.

Was macht für dich eine erfolgreiche Fashion-Show aus?

Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Natürlich muss die Presse zufrieden sein, aber ich möchte auch, dass das Publikum vor Ort glücklich den Raum verlässt. Ich möchte mit meiner Mode die Gefühle der Menschen wecken. Meine derzeitige Kollektion „Wildrose“ wurde besonders durch eine Äthiopien-Reise beeinflusst. Mit meinen Entwürfen will ich die Menschen in ein anderes Land nehmen, in eine andere Zeit. Ich hatte dort eine unglaubliche Zeit und habe viele Menschen getroffen, die trotz ihrer Armut glücklich sind. Aus diesen Eindrücken habe ich nicht nur die kreativen Ideen für meine Kollektion gezogen, sondern auch Stoffe mitgebracht, die vor Ort entstanden sind. Dazu gehören zum Beispiel bunte Webstoffe, die dort an einem traditionellen Webstuhl gefertigt wurden.

Wie viele Gedanken machst du dir über dein Outfit, wenn du am Ende der Show die Bühne betrittst?

Das gehört schon mit dazu. Meistens trage ich ein Teil aus meiner eigenen Kollektion, so dass es auch ein stimmiges Gesamtbild gibt, aber in erster Linie muss es bequem sein.

Du bist in Hamburg aufgewachsen, aber in Kasachstan geboren. Prägt Russland auch deine Mode?

Absolut gar nicht. Ich bin zwar da geboren, war aber seitdem selbst nicht mehr in dem Land, was ich allerdings dringend nachholen sollte.

Würdest du deine Mode als typisch deutsch bezeichnen?

Nein, ich würde sagen meine Mode ist international. Wenn ich meine Mode entwerfe, dann denke ich oft an Frauen aus Paris, Italien oder Amerika, aber es gibt natürlich auch viele deutsche Frauen, die mich begeistern.

Findest du, dass Deutschland im Modebusiness mit anderen Ländern mithalten kann?

Ich finde, dass Berlin sich immer mehr etabliert. Da hat sich in den letzten Jahren wirklich was getan. Die Frauen trauen sich mehr, stehen mehr zu ihrer Weiblichkeit. Allerdings würde ich mir wünschen, dass die Modebranche hier noch mehr wächst und vielleicht auch die Designer mehr unterstützt werden. Aber das entwickelt sich glaube ich alles in die richtige Richtung.

Du hast mal gesagt, jede Frau sollte sich so fühlen, als würde sie jeden Tag ein Couture-Kleid tragen. Warum?

Ein Couture-Kleid ist etwas ganz Besonderes, wenn man das trägt, fühlt man sich automatisch einzigartig. Allerdings kann sich so ein teures Kleid natürlich nicht jeder leisten. Das ist eines meiner Ziele: Frauen, die sich so ein Kleid nicht leisten können, sollen durch meine Mode trotzdem dieses Gefühl erleben können.

Deine Kollektionen werden häufig mit dem Begriff „Weiblichkeit“ verbunden. Was bedeutet für dich „Weiblichkeit“?

Das bedeutet für mich, dass eine Frau sich nicht in ihrem Kleidungsstück verstecken muss, auch wenn Sie vielleicht eine Übergroße trägt. Es soll bei der Mode nicht darum gehen, mit dem Kleidungsstück etwas zu verstecken, sondern eher etwas zu betonen. Wir sind alle nicht perfekt, aber jede Frau sollte ihre Weiblichkeit für sich entdecken und diese durch die Mode ans Licht bringen.

Hat sich diese Weiblichkeit in den letzten Jahren verändert?

Natürlich erkennt man, dass immer mehr Anzüge die Branche erobern. Frauen müssen taff und durchsetzungsstark sein, aber auch in diesen eher männlichen Uniformen können Frauen weiblich wirken.

In deiner aktuellen Kollektion gibt es viele Entwürfe, die schulterfrei sind. Was hat es damit auf sich?

Ich bin ein Fan von der Partie um die Schlüsselbeine und in den letzten zwei Jahren habe ich beobachtet, dass diese Partie bei fast allen Frauen filigran hervorgehoben werden kann. Das steht jeder Frau, das habe ich für mich so entdeckt.

Spielen politische und wirtschaftliche Einflüsse in deiner Mode auch eine Rolle?

In erster Linie wurde meine aktuelle Kollektion „Wildrose“ von meiner letzten Reise nach Äthiopien inspiriert, allerdings war ich dort nicht nur als Künstlerin unterwegs, sondern habe dort auch die „Lana Mueller Foundation“ gegründet, mit der ich Brunnen entlang des Nils bauen möchte. Meine Schwester arbeite schon seit Jahren in Äthiopien als Entwicklungshelferin und es war schon lange mein Traum dieses Land zu bereisen und mir vor Ort einen Eindruck zu verschaffen.

Was möchtest du mit deiner Mode erreichen?

Ich möchte, dass die Frauen sich in meinen Entwürfen lieben, ihren Körper lieben, Spaß daran haben ihren Stil zu finden.

Wie schaffst du es Kreativität und Leistungsdruck zu verbinden?

Dieser Druck kann einem auf jeden Fall zu schaffen machen. Das ist eine sehr schnelllebige Branche, man hat kaum kreative Pausen. Wenn ich diesen Leistungsdruck zu sehr verspüre, dann brauche ich meist eine Pause von dem Leben drum herum und dann ziehe ich mich in mein Atelier zurück und konzentriere mich nur auf meine Mode, das erdet mich sehr.

Zeichnest du dann nur Designs oder inspirieren dich auch andere Dinge?

Ich zeichne nur Designs ja, was ich allerdings auch gerne mag sind Muster. Ich möchte in Zukunft auch meine eigenen Muster kreieren und diese dann produzieren lassen, das ist ein lang gehegter Traum.

Wie wählst du bei Fashion Weeks die Front-Row raus?

Da versuche ich eine große Bandbreite zu schaffen: Blogger, Journalisten, Unterstützer, ich möchte, dass aus jedem Bereich jemand dabei ist und bei mir in der ersten Reihe sitzt.