
In Deutschland hat die Mode gerade erst wieder an Bedeutung gewonnen.
von Laura Bähr
Francesca, was bedeutet Mode für dich?
Francesca Castellano: Mode ist Kunst, Schönheit, Kreativität, eine kraftvolle Art ohne zu sprechen, sich selbst, seine Gefühle und seine Identität auszudrücken.
Wie würdest du deinen Modestil beschreiben?
Mein Modestil ist innovativ, ausdrucksstark, feminin, einzigartig und stark.
Was glaubst du, wie hat sich die Modeszene in den letzten Jahren verändert?
Mode ist für alle zugänglicher geworden und verändert sich immer schneller. Heutzutage können Menschen leichter als je zuvor in die Szene eintreten. Mit einer anständigen Anzahl von Anhängern auf Social Media Plattformen können Influencer immer mehr Einfluss auf das Modegeschäft nehmen und Marken und Trends hervorbringen aber eben auch Dinge in Vergessenheit geraten lassen. Die Verbindung zwischen der Marke und dem Kunden ist stärker geworden, da der Designer als Person mit seinen Werten und Prinzipien immer mehr in den Fokus der Menschen rückt.
Du kommst selbst aus Italien, arbeitest aber jetzt als Designer in Berlin. Was sind die größten modischen Unterschiede zwischen Deutschland und Italien?
Der größte Unterschied ist das Konzept der Mode selbst. Italiener machen sich viel mehr Gedanken darüber, wie sie sich kleiden, wie sie aussehen. Mode ist für sie Teil ihres Lebensstils. In Deutschland hat die Mode gerade erst wieder an Bedeutung gewonnen. Dennoch glaube ich nicht, dass Mode aktuell schon wirklich Teil der deutschen Kultur ist, da die Deutschen in der Regel Praktisches bevorzugen.
Mittlerweile werden immer mehr Influencer als Models von den großen Modemarkengebucht. Was hältst du von dieser Veränderung? Kannst du den Hype um die neue Generation von Influencer verstehen?
Dieses Phänomen ist nur ein Spiegelbild des Wandels, der in unserer Gesellschaft stattfindet. Es gibt aktuell eine echte Machtverschiebung in der Modewelt. Es wird immer mehr Aufmerksamkeit auf die Gewinnung von Kunden und die Teilnahme am Wachstum einer Marke gelegt und dabei spielen die „Mächtigen“ in der Online-Welt eine bedeutende Rolle. Dabei geht es nicht nur um Schönheit, sondern auch um die Persönlichkeit, die Botschaft und die Werte, die diese Beeinflusser repräsentieren.
Was willst du mit deiner Mode erreichen? Inwieweit müssen heute Dinge wie Nachhaltigkeit oder faire Arbeitsbedingungen in die Arbeit eines Designers einfließen?
Mein Ziel ist es in erster Linie, zeitlose und einzigartige Stücke zu kreieren, die eine Frau ohne Rücksicht auf neue Trends tragen kann. Außerdem möchte ich eine inspirierende und unterstützende Umgebung für mein ganzes Team schaffen und faire Arbeitsplätze bieten.
Deine Mode ist auf die Individualität des Trägers spezialisiert. Inwieweit hat Instagram die Modewelt verändert? Jetzt, wo jeder Zugang zur Modewelt hat?
Instagram hat einen großen Einfluss auf die Mode. Es gibt den Menschen die Möglichkeit, auch kleine und unkonventionelle Modedesigner kennenzulernen, die nicht die gleiche Macht wie große Namen in der Branche haben, um für ihre Arbeit zu werben. Gleichzeitig ermöglicht Instagram, Menschen auf der ganzen Welt sofort zu verbinden. Dieses Phänomen wird in der Modewelt häufig als Werkzeug genutzt um Kunden zu generieren.
Was braucht ein Modelabel, um groß und erfolgreich zu sein?
Geld und eine starke Identität. Definitiv braucht es auch viel Mut, Ausdauer und Kraft um sich zu etablieren, denn der Wettkampf wird immer stärker.
Welche Rolle spielt die Wahl deiner Models in einer Show?
Models müssen Persönlichkeit haben, sie müssen auf dem Laufsteg dem Outfit, das sie tragen, Leben einhauchen. Ich persönlich mag einen gesunden, schlanken Körper, ich versuche nicht dieses extrem dünne Image zu unterstützen, das in den letzten zehn Jahren im Trend lag.
Heutzutage hat man das Gefühl, dass Mode einfach ungewöhnlich sein muss, je spezieller, desto besser, denn man hat schon alles andere gesehen. Teilst du diese Meinung?
Ich glaube, dass du als Designer nach deinem inneren Geschmack gestalten musst. Ich versuche immer absolut authentisch für mich selbst zu kreieren, denn nur das kann dich einzigartig machen gegenüber allen vergangenen und zukünftigen Designern.
Was würdest du jungen Designern für ihre Karriere raten? Wie baut man ein eigenes Label auf?
Ich rate jungen Designern, sich nicht mit Kompromissen abzufinden und sich dem Modesystem zu beugen. Man sollte immer seine Identität und seinen Stolz beibehalten auch wenn die Branche hart ist.
Unter welchem Credo wählst du jeden Tag deinen Look aus?
Mein Outfit ist eine Art Rüstung, mit dem ich mich dem Tag stelle. Dabei sind es meistens Kleider in denen mich schön fühle, selbstbewusst auftreten kann und mir treu bleibe.