
Ken Duken: Ich kann sehr gut damit leben, nicht alles erreicht zu haben, werde aber nie damit leben können, nicht alles versucht zu haben.
von Laura Bähr
Ken, mit wem würden Sie aktuell am liebsten einen Abend an der Bar verbringen? Warum?
Ken Duken: Mit guten Freunden. Ich komme in letzter Zeit viel zu wenig dazu, die Menschen zu treffen, die ich am liebsten sehen würde. Ansonsten meine Familie, da ist es mir aber ziemlich egal, wo wir die Zeit verbringen, Hauptsache, wir sind zusammen.
Hatten Sie schon mal ein intimes Gespräch mit einem Fremden? Worum ging es?
Ken Duken: Wenn ich das jetzt erzählen würde, wäre es nicht mehr intim. Aber nein, nicht wirklich, ich brauche immer etwas Zeit, bevor ich mich öffne.
Ist Alkohol manchmal hilfreich, um sich Dinge etwas freier von der Seele zu reden?
Ken Duken: Für viele wahrscheinlich ich persönlich sage eigentlich fast immer was ich denke. Und meine Probleme bespreche ich mit Menschen, bei denen ich nicht trinken muss, um mich mitzuteilen.
Wenn Sie sich einmal alles von der Seele reden dürften, ohne Angst vor Konsequenzen. Was wäre das? Für was haben Sie aktuell kein Verständnis?
Ken Duken: Derartige Gespräche habe ich ziemlich oft mit einer Handvoll Freunde und definitiv mit meiner Frau. Ich habe für relativ viel Verständnis. Wichtiger ist eher Motivation und Beweggründe rauszufinden.
“Ich persönlich sage eigentlich fast immer, was ich denke.”
Sie sind Teil des neuen Audible-Hörspiels „Wenn der Mordmann kommt“. Was kann das Hörspiel, was der Film nicht kann?
Ken Duken: Es regt die Fantasie wahrscheinlich sehr viel mehr an als eine visuelle Produktion, wie zum Beispiel ein Film.
Man hat heute das Gefühl, die Gesellschaft erlaube kein Scheitern mehr. Wie stehen Sie dazu? Wann sind Sie das letzte Mal gescheitert?
Ken Duken: Ich versuche das Gegenteil. Schnell und oft zu scheitern. Neu probieren und weitermachen. Ich kann auch sehr gut damit leben, nicht alles erreicht zu haben, werde aber nie damit leben können, nicht alles versucht zu haben.
Wie hart gehen Sie mit sich ins Gericht, wenn Sie etwas falsch gemacht haben?
Ken Duken: Kommt auf die Tagesform an.
Sie sagten in einem Interview 2018 Sie haben den Schauspielberuf auch gewählt, weil Sie immer noch auf der Suche nach sich selbst sind. Haben Sie sich mittlerweile gefunden?
Ken Duken: Mehrfach. Ich glaube, das hört auch nie auf.
“Ich glaube die Suche nach sich selbst hört nie auf.”
Findet man sich überhaupt irgendwann? Oder darf das gar nicht das Ziel sein, weil es gleichzeitig das Ende des Lernwegs bedeutet?
Ken Duken: Wie gesagt, ich glaube, man findet sich mehrfach. Die Frage ist, will man hungrig sein nach eventuell neuen Ansichten, oder ist man glücklich mit dem Status Quo. Das muss jeder für sich entscheiden.
Sie sind in Ihren Rollen vor allem auch für Ihre Wandelbarkeit bekannt. Auch mit Schauspieler Noah Tinwa sprachen wir über diese Sucht. Was gibt Ihnen dieses “in die Leben der Anderen schlüpfen”? Nehmen Sie aus jedem Leben etwas für Ihr eigenes mit?
Ken Duken: Ja, in beide Richtungen.
Inwieweit hat der harte Kampf um die Zeit der Zuschauer Ihre Arbeit als Schauspieler verändert?
Ken Duken: War das jemals anders? Ich sehe das aber etwas anders. Erfolg ist kein Ziel, sondern eine Resonanz auf das, wofür man steht. Wenn sich Leute Zeit nehmen und meine Arbeit ihnen etwas gibt, freut mich das natürlich.
Wie gehen Sie im Schauspiel damit um, dass Ihr Schicksal immer von jemandem abhängt, der vielleicht etwas in dir sieht?
Ken Duken: Da sehe ich anders. Man kann sein Schicksal nicht immer, aber doch immer etwas mitbestimmen.
“Wenn man etwas findet, was einen glücklich macht, ist es die meiste Zeit doch einfach und die schlechten Momente leichter zu ertragen.”
Neben Ihrer Arbeit vor der Kamera sind Sie auch als Regisseur für Filme und Musikvideos tätig. Was gibt Ihnen diese Aufgabe, was das Schauspiel nicht kann?
Ken Duken: Es gibt mir beides Zufriedenheit, da ich meine Arbeit sehr liebe.
Sie sind schon seit einigen Jahren im Business. Wie schafft man es, seine Leidenschaft für die Passion zu erhalten, wenn man ja trotzdem jeden Tag Geld mit seinem Beruf verdienen muss?
Ken Duken: In dem man seine Arbeit gerne macht. Wenn man etwas findet, was einen glücklich macht, ist es die meiste Zeit doch einfach und die schlechten Momente leichter zu ertragen.
Welche Geschichten werden nach wie vor zu wenig erzählt?
Ken Duken: Ich glaube, es wurde schon alles erzählt. Die Frage muss lauten, wie man es erzählen sollte.
Welche Rolle spielt das Aussehen in Ihrem Beruf? Haben es gutaussehende Menschen im Leben und in der Branche leichter?
Ken Duken: Ich glaube man wird leichter in Schubladen gesteckt, also nicht zwingend.
Als Schauspieler sind die Phasen des Einkommens meist wellenförmig. Kann man als Sicherheitsliebender Mensch in dieser Branche glücklich werden?
Ja.
Welche Rolle spielt Geld in Ihrem Leben?
Ken Duken: Es bezahlt die Rechnungen.